Zahlungsverkehr im Wandel: Zwei Perspektiven auf denselben Nerv des Finanzsystems
- Prof. Dr. Thomas K. Birrer

- 5. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Nov.

Zahlungsverkehr ist die Lebensader des Corporate Treasury. Die jüngsten Untersuchungen des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen deutlich: Während die technologische Integration im Treasury grosser Unternehmen rasant voranschreitet, bleiben Effizienz, Kostenkontrolle und Zuverlässigkeit zentrale Themen. Beide Studien – die IFZ-Erhebung «Bankbedürfnisse von grossen Unternehmen» und die SNB-Studie «Payment Methods Survey of Companies 2025» – beleuchten die Gegenwart und Zukunft des Zahlungsverkehrs aus unterschiedlichen, aber komplementären Blickwinkeln: hier die Sicht grosser Unternehmen auf ihre Banken, dort die gesamtwirtschaftliche Perspektive auf Zahlungsverhalten und -infrastruktur.
1. Der Zahlungsverkehr als neuralgischer Punkt im Treasury
Die IFZ-Studie zeigt: Für grosse Schweizer Unternehmen steht der Zahlungsverkehr im Zentrum ihrer Bankbeziehung. E-Banking, Schnittstellen zu TMS/ERP-Systemen und multibankfähige Strukturen bilden die Basis für Effizienz und Kontrolle. Aus dieser Untersuchung besonders hervorzuheben sind sicherlich die folgenden Punkte:
Integration statt Insellösungen: Schnittstellen zwischen Treasury-Systemen und Banken (APIs, Host-to-Host) sind heute Standardanforderung.
Sicherheit und Verfügbarkeit: Die Migration auf SWIFT MX-Formate und die Automatisierung von Freigabeprozessen erfordern robuste, skalierbare Systeme.
Multibankfähigkeit: Unternehmen erwarten zunehmend, Zahlungsprozesse bankübergreifend zu steuern – neutral, automatisiert und revisionssicher.
In der Konsequenz verlagert sich der Fokus von reiner Transaktionsabwicklung hin zu Prozessmanagement und Datenqualität. Banken, die diesen Wandel verstehen, können ihre Rolle als strategische Partner festigen.
2. SNB-Ergebnisse: Stabilität im Wandel der Zahlungsmethoden
Die SNB-Erhebung ergänzt dieses Bild um die Makroperspektive. Auch 2025 bleibt Bargeld ein stabil akzeptiertes Zahlungsmittel, insbesondere in Hotellerie und Gastronomie. Gleichzeitig nimmt die Akzeptanz von Kartenzahlungen im stationären Handel leicht ab – ein Effekt des fortschreitenden E-Commerce. Besonders interessant für aus einer Treasury-Perspektive sind folgende Einsichten:
Kosten bleiben entscheidend: Wie bereits im Jahr 2023 empfinden Unternehmen Bargeld als günstiger als bargeldlose Zahlungsmethoden, die an physischen POS verwendet werden. Dementsprechend betrachten Unternehmen die mit bargeldlosen Zahlungen verbundenen hohen Kosten und Gebühren oft als Problem, und ein Drittel ist mit dem jeweiligen Payment Service Provider unzufrieden.
Technische Störungen sind Realität: 40% der befragten Unternehmen erleben mindestens einmal jährlich einen Ausfall beim bargeldlosen Zahlen. Diese Ausfälle werden zumeist verursacht durch Terminal- oder Netzprobleme.
Instant Payments in der Schweiz: Nur 12% der befragten Unternehmen nutzen Instant Payments bereits aktiv, häufig mangels Nachfrage seitens der Lieferanten. Für viele bleibt das Konzept (zumindest vorerst noch) unbekannt oder irrelevant.
Damit wird deutlich: Während sich Unternehmen technologisch öffnen, bleibt Kosten- und Betriebssicherheit die zentralen Aspekte hinsichtlich Zahlungsverkehrsmanagement.
3. Was bedeutet das für Corporate Treasurers grosser Unternehmen?
Aus beiden Studien ergibt sich ein klarer Befund: Die Zukunft des Zahlungsverkehrs liegt in der Integration, nicht in der Disruption. Corporate Treasurers müssen künftig drei Spannungsfelder steuern und sich bezüglich der folgenden Punkte positionieren:
Konnektivität und Kontrolle: APIs, Echtzeit-Reporting und Multibanking werden zum Standard. Gleichzeitig steigt der Aufwand für Governance und Sicherheit.
Kosten und Komplexität: Instant Payments und digitale Plattformen senken die Durchlaufzeiten, erhöhen aber die Anforderungen an die Systemintegration.
Partnerschaft mit Banken: Unternehmen erwarten, dass Banken ihre digitalen Systeme verstehen und aktiv in Treasury-Architekturen integrieren. Also es sollen nicht ausschliesslich Produkte geliefert werden, sondern es gilt aus Bankensicht die Unternehmensprozesse mitzugestalten.
4. Zwei Hypothesen für den Ausblick
Aus den entsprechenden Studien und dem Befund, dass die Zkunft des Zahlungsverkehrs in der Integration liegt, können die folgenden zwei Hypothesen abgeleitet werden
Hypothese 1: Instant Payments werden zum Standard in der B2B-Welt – aber erst mit API-Reife.In den nächsten Jahren dürfte die Nutzung von APIs sprunghaft steigen, sobald Banken APIs standardisiert anbieten und ERP-Systeme Instant Payments direkt integrieren können.
Hypothese 2: Multibanking-Plattformen verdrängen proprietäre Banklösungen.Vor allem grössere Unternehmen werden Zahlungs- und Cash-Prozesse zunehmend über bankneutrale Plattformen steuern – analog zu heutigen Multibank-FX-Plattformen. Banken, die sich dieser Entwicklung verschliessen, riskieren einen Relevanzverlust im Firmenkundengeschäft.
5. Fazit
Der Zahlungsverkehr bleibt das operative Rückgrat eines jeden Corporate Treasuries. Wer als Treasurer heute die Weichen richtig stellt und sich in Richtung Integration, Echtzeitfähigkeit und partnerschaftliche Banksteuerung entwickelt, legt den Grundstein für Effizienz, Transparenz und Stabilität in einer zunehmend vernetzten Finanzwelt.
Hinweis: Zwecks besserer Verständlichkeit wurde dieser Artikel mit Hilfe eines AI-Tools sprachlich geschärft.





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